Abschied von VMware: Wie Unternehmen wieder handlungsfähig werden
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Seit der Übernahme durch Broadcom sehen sich viele VMware-Kunden mit drastisch gestiegenen Lizenzkosten konfrontiert. Doch es gibt Alternativen, wie der österreichische Cloud-Anbieter Anexia zeigt. Das Unternehmen hat mehr als 12.000 virtuelle Maschinen von VMware auf die Open-Source-Lösung KVM (Kernel-based Virtual Machine) umgestellt – eine bewusste Entscheidung für mehr Kontrolle über die eigene Infrastruktur und Lizenzierung.
„Die neuen Lizenzbedingungen hätten unsere Existenz gefährdet“, sagt Anexia-CEO Alexander Windbichler im Gespräch mit The Register. Das Unternehmen mit über 100 globalen Standorten betreut namhafte Kunden wie Lufthansa und TeamViewer. Für Anexia war es keine Option, die Mehrkosten einfach weiterzugeben. Stattdessen entschied man sich für einen klaren Schnitt und fand breite Unterstützung bei den Kunden.
Was sich bei VMware geändert hat
Anexia ist nicht allein. Laut einer Umfrage des Cloud-Anbieters Civo prüfen mehr als die Hälfte der VMware-Kunden einen Wechsel, fast die Hälfte ist bereits aktiv auf der Suche. Auch der britische Anbieter Beeks zog Konsequenzen. In seinen 30 Rechenzentren betreibt er über 20.000 virtuelle Maschinen nun mit Open-Source-Technologie zur Virtualisierung.
Der Grund: Broadcom hat nach der Übernahme viele bisher gültige Lizenzmodelle gestrichen. Wer VMware-Produkte weiterhin einsetzen will, muss seit dem Frühjahr 2025 ein Abonnement abschließen. Die angekündigte „Vereinfachung“ hat sich für viele Unternehmen als erhebliche Kostensteigerung bei der Lizenzierung entpuppt – teils mit dem zwei- bis zehnfachen Lizenzpreis. Hinzu kommen lange Vertragslaufzeiten und Vorauszahlungen für mehrere Jahre. Für Broadcom scheint sich das Modell zu lohnen: Im ersten Halbjahr 2025 erzielte das Unternehmen mit seiner Infrastruktursoftware-Sparte rund 6,6 Milliarden US-Dollar Umsatz, bei einer außergewöhnlich hohen operativen Marge von bis zu 70 Prozent.
Seit dem Schritt von Anexia hat sich einiges getan
Der Weg, den Anexia eingeschlagen hat, bleibt kein Einzelfall. Im ersten Halbjahr 2025 haben zahlreiche Unternehmen ihre VMware-Strategie überdacht, teils mit weitreichenden Konsequenzen. Immer mehr Cloud-Anbieter und IT-Verantwortliche prüfen Alternativen, nachdem Broadcom die Umstellung auf ein reines Abo-Modell konsequent durchgezogen hat. Perpetual-Lizenzen sind inzwischen vollständig gestrichen, Preisanpassungen und neue Mindestabnahmemengen – etwa 72 CPU-Kerne als Untergrenze – sorgen besonders bei kleinen und mittelständischen Kunden für erheblichen Unmut. Gleichzeitig zwingt Broadcom viele Kunden in mehrjährige Vertragsbindungen mit Vorauszahlung und sanktioniert selbst kurze Fristüberschreitungen bei Verlängerungen.
Auch auf Seiten der Vertriebspartner hat das Folgen: Einige große Distributoren wie Ingram Micro haben sich im Frühjahr 2025 ganz oder teilweise von VMware zurückgezogen. Während Broadcom diesen Kurs bislang unbeirrt fortsetzt, wächst europaweit der politische und regulatorische Druck. Immer mehr Kunden vollziehen konkrete Migrationen auf Open-Source-Plattformen. Der Schritt zur digitalen Eigenständigkeit gewinnt damit zunehmend an Relevanz. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch als strategischer Befreiungsschlag in Sachen Virtualisierung und Lizenzstrategie.
Abo-Modelle – bequem, aber riskant
Der Fall VMware zeigt, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten sein können. Selbst langjährige Partnerschaften schützen nicht vor strategischen Kurswechseln. Für Anbieter sind Abo-Modelle wirtschaftlich attraktiv, da sie kontinuierliche Einnahmen versprechen und gleichzeitig die Kontrolle über Preisgestaltung und Vertragsbedingungen sichern. Wer Software nicht mehr besitzt, sondern mietet, verliert häufig die Möglichkeit, auf unvorteilhafte Änderungen zu reagieren. Microsoft geht einen ähnlichen Weg: 2023 erhöhte der Konzern die Preise für seine Cloud-Dienste um 11 Prozent und kündigte im November 2024 ein monatliches Zahlungsmodell für M365 an, das zusätzliche Lizenzkosten nach sich zieht.
Kritisch prüfen, klug gegensteuern
IT-Entscheider sollten solche Entwicklungen genau beobachten und ihre Strategien entsprechend anpassen. Wer heute blind in die Cloud wechselt, ohne mögliche Folgen abzuwägen, geht erhebliche Risiken ein. Die Ausgaben der Bundesregierung für SoftwareLizenzen erreichten 2024 mit 1,3 Milliarden Euro erneut einen Höchststand – nach 1,2 Milliarden im Vorjahr. Der Großteil floss weiterhin in Microsoft-Produkte wie M365: Die Lizenzkosten stiegen von 197,7 Millionen (2023) auf 204,5 Millionen Euro (2024), ein Anstieg um etwa 3,4 Prozent. Vor diesem Hintergrund erscheinen manche Digitalstrategien fragwürdig, zumal Microsoft immer wieder wegen Datenschutz- und Sicherheitsmängeln in der Kritik steht.
Strategien für mehr digitale Eigenständigkeit
Wer unabhängiger werden möchte, braucht Mut und einen langen Atem. Der Wechsel von VMware zu KVM war für Anexia ein komplexes Projekt, hat sich aber gelohnt. Die freigewordenen Mittel nutzt das Unternehmen nun, um die Open-Source-Lösung weiterzuentwickeln und eigene digitale Gestaltungsspielräume zurückzugewinnen. Mit dieser Entscheidung setzt Anexia ein starkes Zeichen, andere Anbieter folgen bereits.
Offene Technologien sind ein wichtiger Baustein. Auch On-Premises-Lösungen bieten weiterhin Chancen. Trotz Cloud-Fokus vertreibt selbst Microsoft noch Perpetual-Lizenzen. So lässt sich mit Office LTSC 2024 eine aktuelle Version nutzen, die ohne Cloud-Anbindung auskommt. Viele Unternehmen benötigen im Alltag ohnehin nicht alle neuen Funktionen. Ältere Versionen reichen oft aus und sind gebraucht deutlich günstiger erhältlich – was gerade in der Lizenzierung zu Einsparungen führen kann.
Die richtige Mischung bringt Stabilität
Es muss kein Entweder-oder sein. Entscheidend ist die Balance: lokale Software dort, wo sie sinnvoll ist, und Cloud-Dienste, wo sie einen klaren Mehrwert bieten. Wer verschiedene Anbieter kombiniert, reduziert Risiken und bleibt flexibel. On-Premises-Produkte, Open-Source-Lösungen und gezielt eingesetzte Cloud-Dienste ergeben gemeinsam ein belastbares Fundament. Der aktuelle Druck auf VMware-Kunden zeigt, wie wichtig es ist, IT-Strategien regelmäßig zu hinterfragen und digitale Abhängigkeiten aufzubrechen.
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